So wenig wie ein Baum dem anderen gleicht, so wenig lässt sich eine Baumfälltechnik für jede Situation oder jeden Baum anwenden. Viele Faktoren sind entscheidend, welche Fälltechnik angewandt wird. Baumfällen verlangen hohe Präzision und sie gehören in die Hände von Fachleuten.

Baumdiagnose

Zuerst muss man sich den Standort, die Baumart und den Wuchs näher betrachten. Abhänge oder Hindernisse in der Baumumgebung spielen hierbei ebenso eine Rolle wie die Windverhältnisse. Das Fallverhalten der Bäume ist sehr unterschiedlich und je nachdem, wo die Hauptlast der Baumkrone liegt- die sogenannte Hängerichtung – wird die Fallrichtung des Baumes bestimmt. Dann wird geprüft, ob der Baum Risse hat oder durch Fäule geschädigt ist und deshalb besondere Maßnahmen notwendig sind. Auch Schäden im Wurzelbereich müssen beachtet werden und es muss geklärt sein, ob beim Fallen andere Bäume mitgerissen werden können.

Sicherheit

Einen Baum zu fällen erfordert Erfahrung und unterschiedliche Fälltechniken müssen beherrscht werden. Sicherheit ist hierbei oberstes Gebot, ein Radius doppelter Baumlänge um den zu fällenden Baum gilt als Gefahrenbereich. Dieser muss gesichert werden, es dürfen sich keine Personen darin aufhalten außer den Fachkräften, die mit der Fällung befasst sind. Sollten Wege oder Straßen durch das betreffende Gebiet verlaufen, müssen diese abgesperrt werden. Selbstverständlich müssen alle Baumfachleute mit Schutzkleidung ausgerüstet sein, Helm mit Visier und Sicherheitsschuhe sind unerlässlich, da die Baumfällung eine risikoreiche Arbeit ist. Auch der Umgang mit der Motorsäge muss sicher beherrscht werden.

Fälltechnik – der Fallkerb

Natürlich ist es am einfachsten, den Baum in die Richtung fallen zu lassen, die der Wuchs vorgibt, durch überhängende Äste oder durch eine bestimmte Neigung. Nun wird der Fallkerb angesetzt, dazu wird ein dreieckiger Keil ausgesägt, man spricht von Fallkerbsohle und Fallkerbdach. Die Tiefe der Fallkerbe sollte etwa ein Viertel bis ein Drittel des Stammdurchmessers betragen, der Schnitt der Fallkerbsohle wird waagerecht angesetzt. Danach wird schräg von oben das Fallkerbdach in einem Winkel von circa 45° zur Sohle geschnitten.

Fälltechnik – der Fällschnitt

Nachdem man den Keil aus dem Baum entfernt hat, wird auf dessen Rückseite der Fällschnitt angebracht. Dieser wird nun drei bis sechs Zentimeter oberhalb der Fallkerbsohle angesetzt, man nennt diesen Unterschied Bruchstufe. Es darf nicht durchgeschnitten werden, so dass ein paar Zentimeter in der Mitte stehenbleiben, über den der Baum dann abknicken kann. Diese Bruchleiste sorgt für ein sicheres Fällen. Nach dem halben Fällschnitt kommen Fällhilfen zum Einsatz, ein Fallheber oder Keil wird in den Schnitt gesetzt, um den Baum kontrolliert zu Fall zu bringen.

Wenn der Baum schließlich umfällt, muss man sich so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, je größer der Baum, desto größer muss der Sicherheitsabstand sein. Auch herabfallende Äste beim Fall können eine Gefahr sein. Die Fälltechniken können noch weiter ausdifferenziert sein und sind abhängig von der Größe des Stammes oder dem allgemeinen Zustand des Baumes.

Problemstandorte – SeilklettertechnikBart2

Steht der Baum an einem problematischen Standort, muss er unter Umständen mit einer seilunterstützten Klettertechnik abgetragen werden, was auch Fällungen auf engstem Raum möglich macht. Dies können Bäume in Wohngebieten sein oder Standorte im öffentlichen Raum, die schwierig abzusperren sind .Selbstverständlich kommen hier nur Baumfachleute zum Einsatz, die eine spezielle Kletterausbildung haben. Wie bei jeder Baumfällung, ist auch hier Sicherheit das oberste Gebot. Baumfachleute klettern mit Seilen und Gurten hoch auf den Baum bis in die Krone und erreichen alle Äste. Zu den Kletterfertigkeiten gehört auch Kraft, denn sie müssen die Motorsäge direkt am Baum bedienen. Mit der Rigging-Technik werden Bäume dann mit Arbeitsseilen abgetragen, was ein aufwändiger Prozess ist. Zuerst wird der Baum entastet, mit Seilen gesichert können die Äste kontrolliert zum Boden gebracht werden. Auch bei der Krone muss zunächst die Fallrichtung bestimmt werden, sollte ein freier Fall nicht in Frage kommen, muss auch sie mit Seilen gesichert und mit speziellen Bremsgeräten kontrolliert abgelassen werden und durch Helfer am Boden geborgen werden. Der Baum wird nun Stück für Stücke von oben abgetragen. Es ist klar, dass diese spezielle Methode ein professioneller Knowhow erfordert. Nach der Fällung erfolgt die fachgerechte Entsorgung des Holzes.

Bestimmungen

In Deutschland darf kein Baum nach Lust und Laune gefällt werden, selbst im eigenen Garten muss hierfür eine Genehmigung beantrag werden. Die Baumschutzverordnung regelt dies, sie ist je nach Bundesland unterschiedlich. Einen Baum ohne Genehmigung zu fällen, kann hohe Bußgelder, die mehrere Tausend Euro betragen, nach sich ziehen. Naturschutzbehörden, Ordnungsämter der Gemeinden und Forstämter nehmen Baumfällanträge entgegen. Auch der Zeitpunkt ist festgelegt, zwischen 1.März und 30.September ist das Baumfällen verboten. Allerdings gibt es hier Ausnahmegenehmigungen, falls Baumaßnahmen geplant sind oder der Baum eine Gefahr darstellt. Frühjahr und Herbst sind die günstigsten Jahreszeiten, hier sind Blätter entweder noch nicht entwickelt oder bereits abgeworfen.

Von der Planung bis zur Ausführung

Sorgfältige Planung, Einholen aller Genehmigungen und eine professionelle Ausrüstung und Herangehensweise sind die Grundlage für jede Baumfällarbeit. Wenn man bedenkt, welcher Naturgewalten es bedarf, bis ein Baum umstürzt, erkennt man die Herausforderung, die in einer fachgerechten Baumfällung liegt.